27.08.2013

Leserbrief zum Leserbrief: Einfältigkeit

Heute fiel mir bei der Lektüre der Leserbriefe mal wieder die Kinnlade 'runter
... Oder eigentlich auch nicht, von diesem Autor hatte ich nicht wirklich etwas wesentlich anderes erwartet. Die übliche Rot/Grün-Hetze und dann plötzlich ein Rundumschlag: alle Menschen, die das Abhören durch die NSA nicht gut finden, sind einfältig.

Genauer gesagt, schrieb er in einem Absatz dieses hier:

"Auch die NSA-Panikmache beeindruckt nur einfältige Menschen, denn es ist logisch, dass keine Lauscher weltweit den Smalltalk von Lieschen Müller und Karlchen Mustermann verfolgen. Wäre personell gar nicht möglich. Computer durchforsten die aufgezeichneten Daten nach verdächtigen Inhalten, und das ist auch gut so. Terroristen und Kriminelle haben ohnehin immer einen gewissen Vorsprung. Herr Snowden hat diesen Individuen jedenfalls mitgeteilt, worauf sie in Zukunft achten müssen, um nicht entdeckt zu werden."

Dazu musste ich eine Antwort schreiben. Leider ist mir zu der Bemerkung mit dem "gewissen" Vorsprung erst jetzt aufgefallen, dass hier der Grundsatz "Der Zweck heiligt die Mittel" durchschimmert und die Idee, dass der Staat -- natürlich nur heimlich -- auch illegale Mittel anwenden darf, um mit den Bösewichten mitzuhalten. Das tut schon ganz schön weh zwischen den Ohren, sowas zu lesen.

Leserbrief zum Leserbrief WZ 23.08.2013

Lieber Herr von N., ich bin beeindruckt von der Schärfe und Knappheit, in der Sie den Rest der deutschen Bevölkerung als "einfältig" bezeichnen. Ich bekenne mich schuldig: ich bin einfältig und naiv.

Ich habe nämlich bislang (halbwegs) daran geglaubt, dass wir in einem Rechtsstaat leben, und dass unsere Nachbarn ebenfalls eine demokratische Grundeinstellung haben, die sich hauptsächlich an den Menschenrechten orientiert und nicht an einem vagen Sicherheitsbedürfnis des Staats.

Mittlerweile ist es ja soweit gekommen, dass in England Antiterrorgesetze zur Abschreckung von Journalisten missbraucht werden, um ausländische Staatsbürger im Transit festzuhalten, ihre Passwörter abzupressen und ihre elektronischen Geräte zu beschlagnahmen, weil dort *vielleicht* journalistische Quellen gespeichert sind.

Selbstverständlich ist es so, dass die Emails von Lieschen Müller unwichtig sind. Ist es trotzdem in Ordnung, dass sie routinemässig durchsucht werden? Sie finden also, das es nicht schlimm ist, wenn ausländische Geheimdienste, teilweise sogar auf deutschem Hoheitsgebiet (z.B. in Darmstadt-Griesheim oder in Bad Aibling), gegen das deutsche Grundgesetz verstoßen, Abhörzentralen unterhalten und alles mitlauschen, und vor allem auf Vorrat mitschneiden und aufzeichnen? Und Sie finden es ebenfalls nicht schlimm, dass Geheimdienste die UNO und EU-Diplomaten abhören? Natürlich ist das alles nur zu unserem Besten, ganz klar. Nicht, um den USA wirtschaftliche oder politische Vorteile zu verschaffen. Nein, nein.

Nicht mal unser Bundespräsident teilt Ihre Meinung. Er hat kürzlich in einer Stellungnahme gesagt, "Die Angst, unsere Telefonate oder Mails würden von ausländischen Nachrichtendiensten erfasst und gespeichert, schränkt das Freiheitsgefühl ein". Ich denke, er weiß als Ostdeutscher und vor allem als ehemaliger Chef der Stasi-Aufklärungsbehörde sehr genau, wovon er spricht.

Selbst wenn Sie denken, dass Sie nichts zu verbergen haben: Kommunikation braucht zwei Partner. Wissen Sie alles über Ihren Gesprächspartner? Wissen Sie, ob er nicht vielleicht im Fokus der Überwachung steht? Dann sind Sie automatisch auch verdächtig, allein aufgrund Ihrer Bekanntschaft. Upps.

Bitte lesen Sie diesen Artikel in Spiegel Online: "5 schlechte Argumente für mehr Überwachung".

Das Problem ist ja nicht, dass Daten von einer Quelle oder einem Gespräch gespeichert werden, sondern die Verknüpfung von Daten aus vielen Quellen, und die Gefahr von Fehlschlüssen und wildgewordenen Algorithmen - oder schlichten menschlichen Fehlern. Ich erinnere an Terry Gilliams dystopischen Film "Brazil", in dem durch eine tote Fliege im Drucker der Name "Tuttle" zu "Buttle" wird, und deswegen ein Unschuldiger von der Polizei getötet wird. Von 2008 bis 2011 wurden durch "technische Fehler" in USA verbotenerweise mehr als 50.000 inländische Emails (jährlich!) abgeschnorchelt. Hoppla. Ich dachte bislang, Geheimdienste sind unfehlbar? Hoffentlich wurde nicht durch einen weiteren technischen Fehler eine Drohne in Marsch gesetzt; Richter und Henker in einem, ohne ein rechtsstaatliches Verfahren zwischen Anklage, Verurteilung und Hinrichtung, und das alles unter der Regierung eines Friedensnobelpreisträgers.

Es geht um die flächendeckende Abschöpfung des Internetgebrauchs, nicht nur um sogenannte Metadaten, sondern um alle Daten inklusive der https-verschlüsselten: E-Mails, Chat, Suchanfragen, Videotelefonate, Käufe. Das wäre so, als ob jeder Mensch dauerhaft per Video total überwacht wird. Wer weiß, was man in ein paar Jahren mit diesen gespeicherten Daten anstellen kann?

Das eigentliche Ziel von Terrorismus ist es, Angst zu verbreiten. Viel mehr Angst, als tatsächlich Gefahr besteht. Bei Ihnen hat es schon geklappt.

Wäre ich Amerikaner, hätte ich mehr Angst vor meinen "normalen" Mitmenschen oder vor Kühen als vor Terroristen. Durch privaten Waffenbesitz sterben jedes Jahr knapp 35.000 Menschen in den USA, von Kühen werden jährlich mehr als 100 Menschen totgetrampelt.

07.08.2013

Vom Nexus 7 die Spiderman-App entfernen. Oder: Displaytausch leicht gemacht.

Ich sach ja: mit Kindern kann man was erleben. Kind 2 bekam zum Geburtstag ein Nexus-7-Tablet geschenkt und freute sich riesig.

Dummerweise hat er es schon wenige Tage später gedankenlos schräg auf einen vorhandenen Stapel voller Unordnung gelegt und bei einer Erschütterung ist es zu Boden gefallen.

Nexus 7 Display kaputt
Eine Ecke des Displays war gesplittert, und viel schlimmer: die untere Hälfte des Touchscreens hat nicht mehr reagiert.

Auf dem Bild sieht man das zerlegte Display nach dem Entfernen des dünnen Rahmens. Beim Zerlegen sind noch ein paar Risse dazugekommen, aber es ist deutlich zu sehen: da ist nix mehr zu wollen.

Üble Sache, zumal auch bei diesem Modell von Asus (im Auftrag von Google) der eigentliche Touchscreen, der sogenannte Digitizer, und das LCD flächig miteinander verklebt sind. Man kann zwar jedes der Bauteile einzeln bei ebay kaufen, aber die Trennung und das Zusammenbauen ohne Luftblasen dazwischen werden nur Profis gelingen.

Dank ebay ist es aber problemlos möglich, international einzukaufen, und so habe ich bei einer Firma in Hongkong ein fertig zusammengesetztes Display mitsamt Digitizer für 89 Dollar gefunden (knapp 60 Euro). Für versicherten Eiltransport hab ich nochmal 10 Dollar hingeblättert, und heute kam ein extrem gut verschnürtes Päckchen bei mir an. Wow.

Eigentlich ist ein Tablet, das neu 199 Euro kostet, mit einem defekten Display ein Totalschaden. Bei meinen früheren Recherchen  (das Tablet lag einige Wochen defekt herum) hab ich nur komplette Displays für 120 bis 160 Euro gefunden. Da ist ein Display in "Erstausrüsterqualität" für 89 Dollar natürlich ein totales Schnäppchen. Ich hab ernsthafte Probleme, ein Gerät, das mir lieb geworden ist, zum Elektronikschrott zu geben, wenn es Chancen auf eine Reparatur gibt.

Freundlicherweise gibt es wie für alles im Leben praktische Lebenshilfe bei Youtube, d.h. Videos, in denen man Schritt für Schritt sehen kann, was gemacht werden muss, und worauf man achten muss.

Das Zerlegen des Nexus 7 ist ein bißchen kniffliger als die Reparatur des S2 neulich. Asus arbeitet mit deutlich mehr Klebeband, und nach dem zweiten Zerlegen wird das sicherlich nicht mehr gut halten.

Den Deckel kann man mit den Fingernägeln rundherum abheben und beiseite legen. Danach muss man als erstes sehr vorsichtig das Kabel zum Akku aus dem Sockel schieben, und zwar in die Richtung, in die die Kabel zeigen. Abwechselnd am linken und rechten Ende flach aus der Buchse schieben, z.B. mit einem feinen Schraubenzieher.

Danach das schwarze Klebeband lösen und das Folienkabel möglichst nicht aus der Fassung ziehen, es ist sehr schwierig wieder einzubauen.

Dann müssen drei Stecker zum Display gelöst werden. Ein einzelner wird nach oben abgehoben, und ein Doppelstecker mit einem Folienkabel (am Außenrand) kann herausgezogen werden, nachdem die Arretierung an den beiden Buchsen gelöst ist.

Das Mainboard ist mit 15 bis 18 Schrauben fixiert (je nach Video werden unterschiedliche Zahlen genannt). Auch unter dem Klebeband bei der Kopfhörerbuchse schauen ;). Es gibt helle und dunkle Schrauben; die dunklen sind etwas länger. Merken, wo die waren!

Jetzt kann das Mainboard abgehoben werden, auch hier ist wieder doppelseitiges Klebeband am Werk, also sehr vorsichtig auseinander ziehen. Evtl. mit dem Fön erwärmen, damit es leichter geht.

Nexus 7 Bezel ohne Display
Wenn man ein Display ohne den Rahmen gekauft hat, muss man den dünnen silbernen Rahmen (die "Bezel") vom Glas trennen. Dazu habe ich das Display bei 75° ca. 10 min. in den Backofen gelegt, damit der Kleber rundherum weich wird. Danach kann man das Display heraustrennen. Nicht an den Glassplittern schneiden! Evtl. muss man das kleine flache Klebeband lösen und das mittige Folienkabel vom alten an das neue Display montieren.

Achtung auch, dass die 4 Pogo-Pins für die Dockingstation nicht verbiegen oder abbrechen.

Displayreste
Das Klebeband sollte am Rahmen bleiben. Sorgfältig alle Glassplitter entfernen, sonst passt das neue Display nicht bündig hinein und steht über.

Auf dem rechten Bild sieht man die abgepopelten Glassplitter. Das doppelseitige Klebeband ist extrem dünn. Ich wusste nicht, wo ich so etwas kaufen kann, also wollte ich das vorhandene Klebeband weiter benutzen. Nach dem Aufwand, den ich da treiben musste, ist meine Empfehlung: lieber ein montiertes Display mitsamt Bezel fertig geklebt kaufen. Ich habe mehr als eine Stunde gebraucht, bis ich alle Glassplitter vom Klebeband gelöst hatte.

Danach das neue Display in den Rahmen einsetzen und andrücken. Zuerst das äußere Folienkabel (mit dem Doppelstecker) vorsichtig durch die Bezel stecken, danach an einer Ecke anfangen, anzudrücken. Es sitzt recht stramm, nicht zu stark, sonst ist das neue Display auch gleich wieder kaputt.

Nexus 7 Mainboard

Dann auf einer weichen Unterlage das Mainboard montieren. Das mittige Kabelchen durch den Schlitz im Mainboard stecken. Ein paar Schrauben hineindrehen, damit das Mainboard richtig sitzt, dann die Folienstecker montieren und bei dem Doppelstecker die Arretierung wieder andrücken. Vorsichtig! Wenn so ein Folienkabel zu stark gebogen oder gar geknickt wird, können die Leiterbahnen kaputt gehen, dann war alles umsonst.

Als letztes das Akkukabel andrücken, alle restlichen Schrauben einsetzen und den Deckel wieder aufdrücken. Auf die Orientierung achten, sonst gibt es kein NFC und die seitlichen Schalter sind an der falschen Stelle ;)

Danach hatte ich erstmal Stress, weil beim Anschließen des Ladekabels das Display nur kurz aufblitzte und gleich wieder ausging. Auseinanderbauen, alles kontrollieren ... beim nächsten Versuch genauso. Auch nach 15 min. Laden wurde es nicht besser. Also Tante Google fragen. Mögliche Lösung: das USB-Netzteil an meinem Bastelarbeitsplatz ist zu schwach, das Nexus-7-Ladegerät hat 2 A.

Also Tablet und Kabel zum anderen Ladegerät gebracht (nur 1 A, aber einen Versuch ist es ja wert), ein paar Minuten laden lassen, und tatsächlich: das Gerät lässt sich einschalten und funktioniert wieder.

Juhu!

Ab jetzt bekommen meine Kinder wieder Bauklötze geschenkt und Murmelbahnen, aber keine elektronischen Geräte mehr! Da muss man ja dauernd reparieren.

04.08.2013

FrankenS(2)tein - Zweiter Teil - Cyanogenmod

Da war also nun wieder ein funktionsfähiges Galaxy S2. Juhu.
Aber mit Branding von 1&1 und mit Android 2.3.5. Brrr.

Also das übliche Vorgehen: Rooten, CWM, Cyanogenmod.

Da Samsung nicht sehr freigiebig mit Informationen über den Exynos-Chip ist, funktionieren manche Dinge nicht oder schlecht. Der TV-Ausgang und das UKW-Radio sind nicht funktionsfähig und USB ist langsamer als mit dem Samsung-ROM. Diese Dinge waren mir aber nicht so wichtig, deshalb bin ich auf CM gewechselt, statt das Samsung-ROM 4.1.2 zu flashen.

Vor den Erfolg hat das fliegende Spaghetti-Monster aber den Fleiß und ein Problem gesetzt: das Handy wurde vom PC nicht erkannt, damit war also das Aufspielen von Software mit Odin oder Kies utopisch.

Genauer: am Handy wurde gemeldet: "MTP-Verbindung gestartet". Am PC aber erschien überhaupt keine Meldung.

Erster Verdacht: ein Hardware-Defekt.

Also der Versuch, den USB-Träger gegen eine andere Platine austauschen. Handy nochmals komplett demontieren, austauschen und wieder zusammen bauen.

Hilft aber nicht.

Was nun?

Nochmal Hardware tauschen? Dazu müsste ich erst ein Ersatzteil bestellen, soviel Vorrat hab ich dann doch nicht zuhause 'rumliegen ;)

Noch ein bißchen mit Google suchen ("PC erkennt Galaxy S2 an USB nicht") fördert Erstaunliches zutage: die USB-Schnittstelle am Handy kann man mit MMI-Befehlen umprogrammieren. Das ist doch vielleicht ein Hoffnungsschimmer.

*#9090# eingeben und Log Via UART anklicken. Danach den Home-Button drücken.
Dann wieder in der Telefon-App *#7284# eintippen und bei UART auf Modem, bei USB auf PDA stellen.
Dann den Home-Button drücken.
Telefon neustarten.
Dann sollte das Gerät wieder erkannt werden
Also recht mutig die beiden Befehle in die Telefon-Anwendung eingegeben, danach mit dem USB-Kabel wieder an den PC, und ... Juhu, es klappt! Das S2 wird wieder erkannt.

Mit der Installation der Treiber von Samsung ist alles geregelt, Kies und Odin sehen das S2 korrekt. Auch das Umschalten in den Debug-Modus ("Samsung ADB device") funktioniert.

Wichtig: das funktioniert nur mit dem originalen Samsung-ROM, mit CyanogenMod nicht (mehr).

Der Rest ist schnell erzählt: mit Odin einen gerooteten Kernel mitsamt Custom Recovery geflasht (sogar einen richtig coolen mit Touch-Bedienung!), CyanogenMod 10.1 nightly heruntergeladen (für das S2 gibt es derzeit keine stable, im Gegensatz zum i9000) und zack, schon hat das S2 das fast noch aktuelle Android 4.2.2 vom Dezember 2012.

Puh, das ging zu schnell. Also nochmal im Einzelnen:

Im eigenen Telefon nachschauen, welcher Kernel verwendet wird.
Menü ->
Einstellungen ->
Über das Telefon ->
Baseband-Version
Dort steht dann so etwas ähnliches wie "i9100XXLS8". Davon sind nur die letzten drei Stellen wichtig.
Einen möglichst genau passenden Root-Kernel hier suchen. Wenn "LS8" nicht in der Liste auftaucht, kann man einen nah benachbarten verwenden, also LS7, LS9 o.ä. Ich empfehle eher, einen leicht späteren zu nehmen, wenn die Version nicht exakt passt.
Handy möglichst komplett aufladen, damit keine unangenehmen Überraschungen passieren.

Diesen Kernel runterladen, S2 in den Odin-Modus versetzen und als "PDA" flashen.
Danach S2 in den Recovery-Modus booten und CM flashen.

Upps, schon wieder zu schnell. Hier langsamer mit mehr Details:

Also:
  • Handy ausschalten
  • Gleichzeitig Lautstärke-Runter, Home und Einschaltknopf drücken.
  • Erst loslassen, wenn das gelbe Dreieck erscheint.
  • Mit "Lautstärke hoch" bestätigen, dass ein Download gewünscht ist.
  • Das Handy mit dem USB-Kabel anschließen.
  • Odin starten (ich verwende Odin 1.85).
Jetzt sollte zu lesen sein, dass das Handy erkannt wird.
Den Button "PDA" anklicken und die heruntergeladene Datei auswählen (Dateiname endet mit .tar oder .tar.md5).
Auf Start klicken und nix mehr anfassen, bis das Telefon erfolgreich neu gestartet wurde und in Odin in grün "PASS" angezeigt wird.

Jetzt die gewünschte CyanogenMod-Version herunterladen, die dazu passenden Google-Apps nicht vergessen (wichtig, genau die Google-Apps auswählen, die zur Android-Version passen!) und alles auf die interne SD-Karte überspielen.

Jetzt das Handy nochmals ausschalten und im Recovery-Modus starten.
Gleichzeitig Lautstärke-Hoch, Home und Einschaltknopf drücken.
  • Wipe Data
  • Wipe Cache
  • Advanced -> Wipe Dalvik Cache
  • Install ZIP from internal SD card
  • CM-10.1-2013mmdd.zip auswählen
  • Install ZIP from internal SD card
  • gapps-2012mmdd.zip auswählen.
  • Reboot now
Das Telefon sollte nun mit Android 4.2.2 laufen.
  • Starten
  • Warten (wie üblich einige Zeit beim ersten Start)
  • Freuen

[Update 20140815: Bilder plötzlich defekt]

03.08.2013

Das FrankenS(2)tein-Handy - Operation am offenen Herzen

Mit Kindern erlebt man was ... ich erlebe mit Kind 1 den gelegentlichen Handyverlust im Kino, oder das gelegentliche gebrochene Display, oder auch gelegentliche feuchte Unfälle auf Ferienfreizeiten.

Dieser letzte Vorfall hat zu einem teilweise unbrauchbaren Galaxy S2 geführt. Das Display war noch in Ordnung, aber beim Anschließen des Ladegeräts wurde ein Warnschild auf dem Display angezeigt, dass der Akku zu heiß wird, mit anderen Worten: durch die Feuchtigkeit war es zu einem Kurzschluß und Defekt des Mainboards gekommen.

Natürlich ist das besonders ärgerlich, weil das Display schonmal repariert wurde und der Spaß auch 160 Euro und zwei Fahrten nach Gießen gekostet hat. Bei Samsung sind in der Galaxy-Baureihe Glas und Display leider verklebt und man kann diese beiden Bauteile, also das Glas mit dem sogenannten Digitizer, dem eigentlichen "Touchscreen", und das Display (eigentlich AMOLED und nicht LCD), ohne professionelles Heißluftgerät nur schwer zerstörungsfrei trennen. Andere Smartphones sind da wartungsfreundlicher, man kann Glas und Display getrennt austauschen.

Kind 1 war nun verständlicherweise sehr unglücklich, weil das Handy letztes Jahr mit selbst zusammengespartem Geld finanziert war.


Was macht der mutige Bastler nun: er beschafft ein baugleiches Galaxy S2 mit einem defekten Display, um das Mainboard zu transplantieren. Praktischerweise sogar im benachbarten Ortsteil, so daß es mit wenig Aufwand abgeholt werden kann. Kleiner Schreck beim Abholen: der Vorbesitzer erklärt, dass das Telefon vom Auto überrollt wurde. Bange Frage: hat das Mainboard überlebt, war das Gehäuse stabil genug? Auf dem Glas war noch eine Displayschutzfolie befestigt, so dass keine Splitter zu befürchten waren.


Diese Frage beantwortet erst der erfolgreiche Umbau ... um es vorweg zu nehmen: das Mainboard hat diese brachiale Behandlung wirklich unbeschadet überstanden. Die Transplantation war erfolgreich.

Man kann natürlich Glück haben wie ich und ein defektes Handy mit intaktem Mainboard sehr günstig bekommen. Bei Ebay gibt es mit den richtigen Suchbegriffen auch nahezu alle Ersatzteile für Handys als Einzelteile zu kaufen. Bei meiner Recherche habe ich ein Mainboard einzeln vom Händler für 120 Euro gefunden. Das ist natürlich jenseits aller Wirtschaftlichkeit, wenn man ein i9100 gebraucht vom Händler für unter 180 Euro bekommt.

Die Anschaffung einer leistungsfähigen Arbeitsplatzleuchte mit Lupe ist eine lohnenswerte Anschaffung für solche Bastelarbeiten. Solche Leuchten gibt es schon für 20 bis 25 Euro bei ebay. Außerdem benötigt man Feinwerkzeug, also Uhrmacherschraubendreher mit Flachklinge und Kreuzschlitz, 1 und 2 mm, und wenn man nicht sehr stabile Fingernägel hat, am besten ein flaches nichtmetallisches Hebelwerkzeug. Musiker können auch ein Gitarrenplättchen aus Plastik verwenden. Eine schmale Pinzette hilft, wenn die lockere Schraube sich nicht greifen lässt. Ich mag die gebogenen lieber ("gekröpft"), aber das ist Geschmackssache.

Wenn man nicht gerade zwei linke Hände hat, sollte ein solcher Umbau gut gelingen, das Galaxy S2 kann man sehr leicht auseinander- und zusammenbauen.

Pedanten können auch ein antistatisches Armband tragen oder vor Beginn der Bastelei an ein blankes Heizungsrohr fassen, um eventuelle statische Elektrizität los zu werden.

Man beginnt damit, den Akkudeckel zu öffnen und dann Akku, SIM- und SD-Karte zu entnehmen.

Zumindest das Telefon mit dem funktionsfähigen Display sollte man nur auf einer weichen Unterlage lagern (Brillenputztuch), wenn man es bearbeitet, damit es während der Operation keine Kratzer bekommt.

Unter dem Akkudeckel finden sich nun 7 kleine Kreuzschlitzschrauben, die entfernt werden wollen. Da alle gleich groß sind, erübrigt sich, festzuhalten, welche wohin gehört. Bei anderen Geräten gibt es unterschiedlich lange, man sollte die Schrauben dann schematisch so lagern, dass es der Position im Gerät entspricht, oder mit einem feinen Filzstift sogar im Gerät Markierungen, Nummern etc. vermerken.

Nach der Entfernung der Schrauben muss man mit (sehr!) sanfter Gewalt das Display vom Rücken trennen. Man sucht eine Ansatzstelle, um mit dem Hebelwerkzeug oder einem Fingernagel zwischen Rücken und Displayrand zu drücken. Dann fährt man einmal um den gesamten Rahmen herum. Vorsicht an den Plastikknöpfen für Lautstärke und Einschalten! Den Rückendeckel kann man dann beiseite legen, es gibt keine Kabel, Stecker o.ä. zu lösen.

Das Mainboard selbst wird mit weiteren zwei Schräubchen gehalten, eine in der Mitte des schmalen Teils, die andere direkt neben dem dicken, würfelförmigen Kameramodul.

Nach dem Lösen der Schrauben muss man mit dem Hebelwerkzeug einige Stecker lösen, die die Einzelteile elektrisch miteinander verbinden. Alle Stecker sind von oben aufgesteckt; am besten nimmt man wieder einen Fingernagel oder das Plastikteil, um seitlich anzugreifen und vorsichtig nach oben zu hebeln. Dann kann man den Stecker an der Folie vorsichtig hochbiegen. Das sollte man nicht übertreiben und auch nicht allzu oft machen, sonst riskiert man einen Bruch in den Leiterbahnen auf der Folie. Ein feines Kabel verbindet das Mainboard mit einer zweiten kleinen Platine, die unten quer eingebaut ist. Auch hier vorsichtig mit dem Fingernagel den Stecker nach oben abhebeln.

Etwas trickreich wird das Lösen der Schalter für Lautstärke und Einschaltknopf: die sind ebenfalls mit Folien mit dem Mainboard verbunden, und werden von hinten mit Klebeband in senkrechter Position gehalten. Ich habe diese kleinen Module gelöst, indem ich die Platinchen von mehreren Seiten mit dem feinsten Schraubenzieher gelockert habe, bis ich seitlich flach dahinter pieksen konnte (nicht kratzen!). Jetzt können die Platinen immer weiter gelockert werden. Das Klebeband sollte am Untergrund bleiben, weil es noch gebraucht wird.

Falls man alle Stecker gelöst und sanft hochgebogen hat, sollte nun das Mainboard ohne Gewalt vom Display abzuheben sein. Falls nicht, nochmals kontrollieren, wo es klemmt. Vorsicht, das Kameramodul ist recht schwer und wird nur von der Folienleiterbahn gehalten. Nicht allzusehr biegen und wackeln!

Bei Unsicherheiten, welche Platine defekt ist, sollte man auch den Träger für USB und Mikrofon mit austauschen. Dies bietet sich nun an, da zu dessen Auswechseln das große Mainboard sowieso komplett demontiert werden muss. Hier gilt dieselbe Warnung wie bei der Kamera: das Mikrofon wird nur von einer weichen Folie gehalten, also nicht zu stark biegen.

Die kleine Platine wird mit zwei Schrauben und einer Plastiknase gehalten. Am besten hebt man die Seite leicht an, an der das Antennenkabel ankommt, und drückt dann am USB-Stecker nach hinten, so dass die Platine unter der Plastiknase herausrutscht. An dieser kleinen Platine ist noch ein recht langes Stück Folie mit einem Stecker zur anderen Platine befestigt. Diese Folie ist mit Klebeband fixiert. Sehr, sehr vorsichtig vom Klebeband abziehen!

Dieselbe Operation führt man an beiden Handys durch (nicht defekte und funktionsfähige Teile verwechseln ;) und der Einbau geschieht in umgekehrter Reihenfolge. Achja: nicht die Teile verwechseln und wieder ein defektes Bauteil einbauen!

USB-Platine vorsichtig in Position schieben und festschrauben.
Mainboard vorsichtig einschieben, so dass alle Stecker bündig aussehen.
Vor dem Festschrauben die Lautstärke- und Einschaltplatine senkrecht an die richtige Stelle schieben und vorsichtig am Klebeband andrücken. Unten am Boden auf Bündigkeit achten.
Zwei Schrauben anziehen.
Stecker senkrecht von oben ohne Gewalt auf ihr Gegenstück drücken. Man hört das Einrasten deutlich!
Antennenkabel ebenfalls senkrecht von oben aufdrücken. Beide Seiten kontrollieren!
Vor dem Aufdrücken des Deckels Akku einlegen, beim Umdrehen festhalten und einen ersten Test machen, ob sich das Handy einschalten lässt.

Akku wieder ausbauen, Rückendeckel festdrücken. Vorher darauf achten, dass die Wippe für die Lautstärke und der Einschaltknopf mit den feinen Gummilaschen in der Führung sitzen (im Bild links)
.
Schrauben festdrehen. Nach fest kommt ab, also nur sachte anziehen.
SIM, SD und Akku wieder einbauen, Deckel drauf und fertig!


Nach dem Einschalten begrüßte mich ein 1&1-Branding und Android 2.3.5. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.


[Update 20140815: Bilder plötzlich kaputt]

02.08.2013

Butzbach Open Air - James Bond - Skyfall

Gestern war Kino-Tag. Ich liebe Kino, leider hab ich nur so wenig Zeit.

Dummerweise hab ich letztes Jahr den neuen James Bond-Film im Kino verpasst.
Umso erfreuter habe ich neulich in der Zeitung gelesen, dass er zum Programm des Butzbacher Open Air-Kinosommers im Landgrafenschloss gehört.

Da meine Frau - obwohl James Bond-Fan - den Schauspieler Daniel Craig gar nicht leiden kann, musste ich ohne sie hingehen. Ich muss dazusagen, dass mir die vorherigen Schauspieler auch deutlich besser gefallen. Schon "Casino Royale" war ein austauschbarer Action-Kracher ohne den feinen Humor und die Selbstironie der früheren Filme. Hier stechen insbesondere Roger Moore und Pierce Brosnan hervor.

Auch die Restauration in Butzbach ist sehr empfehlenswert, ich hatte einen Fleischspieß vom Grill für 4 Euro, und das Geld war gut angelegt. Popcorn ist natürlich im Kino ebenfalls ein Muss ;)

Mit einbrechender Dunkelheit fing der Film an. Es gab einen kurzen Vorfilm von etwa fünf Minuten zur Unterhaltung,  auf niederländisch mit deutschen Untertiteln, der auch sehr nett war. Genau wie auf das Bingo-Spiel will ich aber darauf nicht weiter eingehen.

Um es kurz zu machen: der Film hat mich ziemlich enttäuscht. Während des Films riss es mich noch einigermaßen mit, weil die Action und die Tricks wirklich gut gemacht sind, aber die ruhigen Szenen zogen sich wie Kaugummi, und wenn es dermaßen langweilig wird, fange ich an, über das Bisherige nachzudenken, und da taten sich doch einige dramaturgische und inhaltliche Lücken auf.

Zur Erinnerung: eine verschlüsselte Festplatte mit den Daten und Klarnamen nahezu aller NATO-Agenten, die in Terrororganisationen infiltriert wurden, wird gestohlen. Während eines dramatischen Kampfs auf dem Dach eines fahrenden Zugs befiehlt "M" der zweiten Agentin, trotz unklaren Schussfelds zu schießen. Sie trifft nicht den Bösewicht, sondern Bond, und die Festplatte verschwindet mit dem Zug in einem Tunnel. Bond wird vermisst, überlebt aber natürlich. Klar, eine Schulterwunde und ein Sturz aus geschätzten 50 m Höhe machen einem britischen Superagenten wenig aus. Warum die Agentin nicht einfach noch einmal geschossen hat, um den zweiten Schwarzfahrer zu erwischen, wurde mir nicht klar.

Die Festplatte wird entschlüsselt und der Unbekannte droht, jede Woche fünf Agenten zu enttarnen. Ein Anschlag auf das MI6-Gebäude führt zu einer politischen Affäre, und ein Staatssekretär legt "M" einen ehrenhaften Rücktritt nah. Sie verweigert dies und besteht darauf, das "Problem" selbst zu lösen. Der Anschlag wurde durch Hacking und computergesteuerte, geöffnete Erdgas-Ventile ausgeführt: der Angreifer scheint also sehr gute Computerkenntnisse zu besitzen. Bond kehrt zurück, ist aber in katastrophaler körperlicher Verfassung und besteht keinen Test. "M" belügt ihn darüber und versetzt ihn zurück in den aktiven Dienst.

Der Dieb der Festplatte wird identifiziert und Bond verfolgt ihn nach Shanghai. In einem Hochhaus führt Patrice seinen Killerjob aus und stürzt danach ab. Bond erfährt zwar nicht, wer der Auftraggeber war, aber er findet einen Casino-Chip. Er löst ihn an der Kasse ein und erhält einen Koffer mit 4 Mio. Euro. Außerdem trifft er eine elegante Frau, die schon in der Suite des Ermordeten anwesend war. Sie scheint die Vertraute des Bösewichts zu sein. Falls Bond es schaffe, ihre Bodyguards zu besiegen, erwarte sie ihn an Bord eines bestimmten Schiffes.

Natürlich schafft Bond das und trifft Sévérine. Das Schiff fährt zu einer von ihren Bewohnern aufgegebenen Insel. Dort erschießt der Bösewicht Sévérine in einem grausamen Schießspiel und wird danach festgesetzt, weil Bond mit Hilfe eines Peilsenders seine Position bekannt geben konnte.

Allerdings war die Festnahme Teil des Plans: der (sehr junge und sehr von sich überzeugte) "Q" schließt den "bösen" Laptop mit zwei (?) Kabeln an und untersucht ihn. Dabei schafft es ein sehr aggressives Virus, aus dem Laptop ins MI6-Computernetz auszubrechen und alle computergesteuerten Türen und Klappen zur Kanalisation zu öffnen, so dass der Bösewicht entkommen kann. Er verübt einen Anschlag auf den Untersuchungsausschuss, in dem "M" gerade Rede und Antwort stehen muss. Bond flüchtet mit "M" zunächst in ihrem Bentley, dann steigen sie um auf Bonds eigenen DB5.

Der Showdown findet im Anwesen von Bonds Eltern "Skyfall" in Schottland statt. Mit viel Bums und Feuerwerk werden die meisten Meuchelmörder und ein großer Armeehubschrauber besiegt. Dabei geht das Gebäude in Flammen auf. "M", Bond und der Wildhüter der Bonds, der gerade im Begriff war, nach Bonds angeblichem Tod den Besitz aufzulösen, flüchten durch einen Tunnel. "M" wird angeschossen und flüchtet in eine Kapelle. Dort tötet Bond den Ex-Agenten Silva. "M" stirbt.

Als Schlusspointe und vermutlich Grundstein für eine Neuauflage der kommenden Filme lernt Bond zurück im Büro seinen neuen Chef kennen, den früheren Staatssekretär Mallory, nun "M". Die Agentin, die ihn zu Beginn statt des Festplattendiebs angeschossen hat, erklärt, lieber im Innendienst bleiben zu wollen, und stellt sich als "Eve Moneypenny" vor.

Der Film hat mehrere gravierende logische Fehler. Ich konnte mir bis eben nicht einmal den Namen des Bösewichts merken und musste sogar bei Wikipedia nachschlagen, damit ich wenigstens einmal seinen Eigennamen hinschreiben konnte ;). Einen Tag später ...

Der schlimmste Fehler ist natürlich, dass nach der Gefangennahme auf der Insel "Q" Silvas Laptop anscheinend ohne weiteren Sicherheitsvorkehrungen mit einem Netzwerkkabel verband und in Betrieb nahm. Eine ernsthafte forensische Analyse setzt voraus, dass während der Untersuchung keine Änderungen am Untersuchungsobjekt geschehen können. Insbesondere darf das Gerät nicht eingeschaltet sein. Am besten wäre es, die Festplatte auszubauen, zu kopieren und nur die Kopie zu untersuchen. Das höchste der Gefühle wäre, eine virtuelle Maschine mit dem Festplattenabbild zu starten, die keine Verbindung zum echten Netzwerk hat.

Andererseits sieht man hier sehr schön die Gefahren, die das "Internet der Dinge" mit sich bringt, wenn also Geräte des täglichen Lebens einen Netzwerkanschluss bekommen und gesteuert werden können. Warum sollte man die Gasleitungen im MI6-Gebäude von außen über Internet erreichbar machen? Warum hatte der Laptop von "M" Zugang zu diesen Gasventilen, wenn er gehackt werden kann? Üblicherweise gestattet man Zugriff nach dem "need to know"-Prinzip. Wer den Zugriff nicht braucht, bekommt ihn nicht, selbst wenn er der oberste Boss ist. Jeder Zugang ist prinzipiell ein möglicher Angriffspunkt ("attack vector").

Ein weiterer Logikfehler geschieht während des Kampfs gegen die Bodyguards: der Gegner nimmt die Walther-Pistole, die durch Fingerabdrucksensoren auf Bond geeicht ist, und während des Angriffs der Echse fällt sie in den Staub. Bond springt auf den Rücken einer anderen Echse, um von dort wieder nach oben zu gelangen. Er hat keine Zeit, seine Pistole zu suchen. Später steckt er sie aber ganz gelassen wieder ein.

Besonders langweilig fand ich die Befragung im Untersuchungsausschuss, als "M" von ihrem verstorbenen Mann erzählt und ein längliches Gedicht von Tennyson rezitiert. Dabei gibt es Umblendungen zu Bond auf dem Weg zu ihr.

Im Lichte der gerade tobenden Debatte um das umfassende Abhören ist es natürlich besonders erschreckend, wenn am Anfang des Films während der Verfolgung des Diebs durch die Stadt die Bond-Kollegen im Büro Zugriff auf "Überwachungskameras, Satelliten, Verkehrsüberwachung" verlangen und nahezu sofort widerspruchslos bekommen. Jeder von ihnen weiß also, wie umfangreich die Überwachung ist, und kann sie wie selbstverständlich sofort in Anspruch nehmen.

Eigentlich bin ich ein großer James Bond-Fan. Mir gefallen die technischen Spielereien, die "Q" erfindet, und sein running gag, Bond möge wenigstens diesmal ein Auto heile wieder zurückbringen. Natürlich wird jedes Auto zerstört, und auch sonst hat Bond ein Händchen für die Schwachpunkte von "Q"s Erfindungen ;). Außerdem mag ich die intellektuellen Wortgefechte, die sich Bond mit seinen Gegnern liefert. Nun gut, das unsichtbare Auto war ein bißchen zu extrem, das war sogar mir zu unglaubwürdig ;).

Im aktuellen Film gibt es eine Andeutung von homosexuellen Streicheleien, als Bond auf der Insel gefesselt ist und der Bösewicht ihm wie üblich eine längliche Rede hält, damit Bond und die Zuschauer verstehen, warum alles so ist, wie es ist, und ein missmutiger Bond erklärt: "Wie kommen Sie darauf, dass es für mich das erste Mal ist?". Das kommt in keinster Weise an die Dialoge in den früheren Filmen heran. Das tiefschürfendste in den Craig-Bond-Filmen war noch der Dialog zwischen Vesper Lynd und Bond in "Casino Royal" im Zugrestaurant auf dem Weg zum Poker-Wettbewerb, als sie beide sich gegenseitig analysieren und feststellen, dass sie Waisen sein müssen.

Update 2013-08-04:

Inhaltlich war die Geschichte auch nicht so toll: der Ex-Agent, der die Seiten wechselt, ist schon in "Goldeneye" aufgetreten, und das Folter-Opfer, das aus Rache "M" im Visier hat, gab es auch schon in "Die Welt ist nicht genug". Ein doppelter Neu-Aufguss also ;)

"Ich habe nichts zu verbergen" - Leserbrief zum Leserbrief

Es ist wirklich unglaublich: es gibt wirklich und immer noch Leute, die in der Öffentlichkeit behaupten, dass sie nichts zu verbergen haben. Immerhin gehört Mut dazu, diese Lebenseinstellung auch noch als Leserbrief an die Wetterauer Zeitung zu schicken. Hut ab.

Natürlich war ich gezwungen, darauf zu antworten (Name der Red. bekannt):
Leserbrief zum Leserbrief WZ 26.07.2013
Liebe Frau W., ich finde es schön, dass Sie Ihr Leben so unwichtig einschätzen, dass Sie "nichts zu verbergen haben". Sie finden also, das es nicht schlimm ist, wenn ausländische Geheimdienste, teilweise sogar auf deutschem Hoheitsgebiet, gegen das deutsche Grundgesetz verstoßen, Abhörzentralen unterhalten und alles mitlauschen, und vor allem auf Vorrat mitschneiden und aufzeichnen?
Nicht mal unser Bundespräsident teilt Ihre Meinung. Er hat jetzt in einer Stellungnahme gesagt, "Die Angst, unsere Telefonate oder Mails würden von ausländischen Nachrichtendiensten erfasst und gespeichert, schränkt das Freiheitsgefühl ein". Ich denke, er weiß als Ostdeutscher sehr genau, wovon er spricht.
Und das ist genau das Problem: wenn ich weiß, dass ich (wenn auch nur vielleicht) abgehört werde, bedeutet das schon, dass ich mindestens unbewusst mein Verhalten ändere. Das Bundesverfassungsgericht hat allein diese Möglichkeit der Einschränkung der Meinungsfreiheit schon kritisch bewertet (das Schlagwort von der "Schere im Kopf").
Selbst wenn Sie denken, dass Sie nichts zu verbergen haben: es geht niemanden etwas an, ob ich etwas zu verbergen habe, und Sie dürfen das auch nicht stellvertretend für Ihre Gesprächspartner entscheiden. Kommunikation braucht zwei Partner. Wissen Sie alles über Ihren Gesprächspartner? Wissen Sie, ob er nicht vielleicht im Fokus der Überwachung steht? Dann sind Sie automatisch auch verdächtig, allein aufgrund Ihrer Bekanntschaft. Upps.
Bitte lesen Sie diesen Artikel in Spiegel Online: "5 schlechte Argumente für mehr Überwachung".
"Prism" habe doch keine fünf konkreten Terroranschläge in Deutschland verhindert, wie es zunächst hieß. "Vielleicht mehr, vielleicht weniger", sagte Friedrich jetzt. Dafür musste also unsere gesamte Kommunikation überwacht werden?
Welche Schäden gehen denn von FÜNF Terroranschlägen aus? Wieviele erfolgreiche Terroranschläge gab es denn in Deutschland vor der Internetüberwachung? Können Sie sich daran erinnern? Ich nicht. Mit anderen Worten: es waren so wenig Schäden und Opfer, dass Sie erkennen müssten: das Ausmaß der Überwachung ist absolut unverhältnismäßig. Und trotz Totalüberwachung sind die Geheimdienste an der Aufklärung der NSU-Morde gescheitert. Hmmmm ...
Jeder ist betroffen: nicht durch durch eigenes aktives Verhalten, sondern auch, weil Firmen Daten über uns speichern und natürlich über's Internet miteinander austauschen. Bedenken Sie dieses Beispiel: die Krankenkassen, Ärzte und Apotheken arbeiten an der elektronischen Gesundheitskarte und wollen alle Gesundheitsdaten aller Deutschen zentral speichern. Wenn die Geheimdienste wirklich die Offenlegung der Verschlüsselung erzwingen, liegen diese sämtlichen Gesundheitsdaten offen. Das sind wunderbare Informationen. Irgendein paranoider Schlapphut könnte auf die Idee kommen, dass alle Menschen mit tödlichen Krankheiten potentielle Selbstmordattentäter sind. Spinnen Sie den Gedanken selbst weiter!
Das Problem ist ja nicht, dass Daten von einer Quelle oder einem Gespräch gespeichert werden, sondern die Verknüpfung von Daten aus vielen Quellen, und die Gefahr von Fehlschlüssen und wildgewordenen Algorithmen - oder schlichten menschlichen Fehlern. Ich erinnere an Terry Gilliams dystopischen Film "Brazil", in dem durch eine tote Fliege der Name "Tuttle" zu "Buttle" wird, und deswegen ein Unschuldiger von der Polizei getötet wird.
Es geht um die flächendeckende Abschöpfung des Internetgebrauchs, nicht nur um sogenannte Metadaten, sondern um alle Daten inklusive der https-verschlüsselten: E-Mails, Chat, Suchanfragen, Videotelefonate, Käufe. Das wäre so, als ob jeder Mensch dauerhaft per Video total überwacht wird. Wer weiß, was man in ein paar Jahren mit diesen gespeicherten Daten anstellen kann?
Das eigentliche Ziel von Terrorismus ist es, Angst zu verbreiten. Viel mehr Angst, als tatsächlich Gefahr besteht. Bei Ihnen hat es schon geklappt.
Wäre ich Amerikaner, hätte ich mehr Angst vor meinen "normalen" Mitmenschen als vor Terroristen. Durch privaten Waffenbesitz sterben jedes Jahr knapp 35.000 Menschen in den USA.